Ab an die Ostseeküste

und ins urbane Schweden

8/28/20253 min read

Am Montag, den 11. August, starteten wir von unserer Übernachtungsmöglichkeit an einem See (In dieser Region Schwedens reiht sich ein See an den anderen, sodass es nicht schwer ist, einen schönen Übernachtungsplatz am Wasser zu finden.) in Richtung der Stadt Gävle. Auf dem Weg besuchten wir das typische schwedische Möbelhaus aus drei Gründen: wir benötigten ein paar Dinge, günstiges Mittagessen wochentags zum halben Preis und einfach aus Neugierde, ob es anders als zu Hause ist.

Was definitiv nicht anders ist als im Ikea zu Hause: man hat am Ende mehr in der Tüte als geplant. Die Preise sind ähnlich wie bei uns, manchmal etwas teurer, aber bei unserem Einkauf war alles etwas billiger. Vor allem dank eines Angebots war das Essen günstig und es gab auch drei milchfreie Speisen. Danach rief erst wieder die Pflicht in Form von Toiletten- und Grauwasser Entleerung, bevor wir uns Gävle anschauten. Die Stadt hat ein niedliches Viertel mit alten Holzhäusern. Aber vor allem wird uns der Ort in Erinnerung bleiben, da wir ein milchfreies Lakritzeis gefunden haben. Julia freute sich die ganze Reise auf ein Lakritzeis, wie sie es vor fünf Jahren in Stockholm aus unserer Hochzeitsreise gegessen hat. Als es dann aufgrund von Aurelias Milchallergie hieß, keinerlei Milchprodukte mehr, hatte Julia die Hoffnung auf ein solches Eis aufgegeben. Umso größer war die Freude, als es dies doch gab und das Salzlakritzeis hat auch wirklich gut und wie ein Milcheis geschmeckt.

Auf dem Weg nach Süden machten wir Halt in Vendel, dessen Funde aus der Wikingerzeit so bedeutend sind, dass eine ganze Kulturepoche Schwedens als Vendelzeit bezeichnet wird. Die Funde selbst lagern zwar in Museen in Uppsala und Stockholm, aber vor Ort gab es zumindest eine kleine informative Ausstellung. Der ältere davon befand sich in einem mittelalterlichen Turm, der zu einer Mauer gehört, die den örtlichen Friedhof umgibt. Phillip wollte auch diesen anschauen, während Julia und Aurelia Mittagsschlaf hielten. Aurelia träumte an Phillips Brust in der Trage, während dieser halb gehockt die Treppe unter äußerst niedrigen Türstürzen kroch, damit das Kind aufrecht und schlafend blieb. Der Versuch endete mit einem Kontakt von väterlichem Kopf und schwedischen Mauerwerk, der dann auch Aurelia weckte.

Den Dienstag und Mittwoch verbrachten wir in Uppsala. Am ersten Tag schauten wir uns die Stadt an und genossen das moderne und junge Flair der Stadt in Form von sehr gutem Kaffee und veganen Kardamomschnecken. Der Dom von Uppsala war beeindruckend und da wir am Dienstag das Gefühl hatten, noch nicht genug von der Stadt zu haben, kamen wir am Mittwoch wieder. Übernachtet haben wir immer unweit von Uppsala auf dem Parkplatz eines Naturreservats. Am Mittwoch sahen wir uns das Schloss, kurz das Kunstmuseum und die Bibliothek an. Alles kostenlos und Schloss sowie Bibliothek sehr sehenswert. Danach gab es noch einen Kaffee, bevor wir durch den Stadtpark und den botanischen Garten spazierten.

Am Donnerstagvormittag wanderten wir etwas durch das Naturreservat, bevor wir uns bis Sonntag auf einen Campingplatz begaben. Solche vormittäglichen Ausflüge sind in der Regel mit komplizierteren Autofahrten verbunden, da Aurelia meist nur vormittags gut im Auto schläft. Nachmittags ist das oft schwieriger. (eigentlich wollten wir nur zwei Nächte buchen, aber die dritte Nacht war kostenlos, sodass wir länger blieben und die längere Ruhe zum Beispiel zum Sportmachen nutzen konnten.)

Der Campingplatz war nüchtern, mit Blick auf den Industriehafen, aber praktisch und vor allem Phillip hat sich sehr über die Spülmaschine gefreut - Handspülen nervt nach 10 Wochen doch. Direkt am Rand des Platzes begann aber ein weiteres kleines Naturreservat direkt am Mälaren, der doppelt so groß wie der Bodensee ist. Gebadet haben wir jedoch nicht (der Grund lautet „mimimi“). Auch in diesem kleinen Reservat zeigte sich etwas, das wir hier im Norden immer wieder feststellten: Die Natur wird, auch recht nahe an der Zivilisation, schnell wild und urig. Farne, Moose und Flechten überziehen alte Bäume und es wirkt sehr romantisch.

Am Sonntag ging es weiter auf der Fahrt Richtung Öland nach Eskilstuna. In der Stadt konnten wir uns ein kleines historisches Viertel mit verschiedenen Schmieden, die ursprünglich einen protoindustriellen Komplex formen sollten, in der Realität aber deutlich kleiner ausfielen, anschauen und übernachteten dann zentral mit Blick auf den Fluss.