Here, we go again!
Wir werden schwedisch.
8/16/20254 min read


Am Montag verließen wir mit einem mulmigen Gefühl den Campingplatz, um nach Hamar ins Autohaus zu fahren, anstatt, wie ursprünglich geplant, Norwegen zu verlassen. Dort angekommen, wurde wir freundlich empfangen. Wir sollten in einer Stunde wiederkommen und bis dahin wollten die Techniker schauen, wo das Problem lag und ob man uns schnell helfen könne. Wir nutzten die Wartezeit für einen kurzen Stadtspaziergang. Zurück im Autohaus mussten wir noch knapp eine weitere Stunde bangen, aber dann wurden wir beruhigt, dass es sich nur um einen Softwarefehler handelte, der mit einem Update behoben werden konnte. Wir waren natürlich erleichtert, aber auch etwas verwundert. Von diesem Problem hatte Phillip im Vorfeld unserer Reise gelesen und als wir noch im Juni im Dresdner Autohaus waren, dieses darauf angesprochen, woraufhin uns versichert wurde, dass kein Update fehlen würde. Nun ja, jetzt war es geklärt und wir konnten unsere Reise in Richtung der norwegisch-schwedischen Grenze fortsetzen und waren auch im Hochpreisland Norwegen noch mit einer recht kleinen Rechnung ausgekommen. Nach einer ruhigen Übernachtung an einem weiteren See war Phillip am Morgen wieder unterwegs, um uns aus dem angrenzenden Wald frische Blaubären zum Frühstück zu sammeln.
Danach kauften wir das letzte Mal in Norwegen ein und kauften noch einmal Bollen. Eine Art Milchbrötchen mit etwas Zimt und Kardamom - für Julia sind die Bollen aus dem Supermarkt glücklicherweise ohne Milch. Milchbrötchen ohne Milch sind natürlich nicht die qualitativ hochwertigste Variante des Milchbrötchens, aber immerhin fanden wir etwas.
In der nächsten Nacht standen wir zu allerersten Mal allein auf einem Parkplatz an einem Schotterweg recht tief im Wald. Gleich angrenzend begann ein kleiner Wanderweg, der zu einem Wasserfall führte – wir waren auch wirklich allein, also ohne Elche und Braunbären, die es im dortigen Nationalpark Fulufjellet gibt. Nachdem wir uns am Mittwochmorgen den Wasserfall angesehen haben, fuhren wir auf die schwedische Seite des Nationalparks – hier heißt er Fulufjället. Dann, nach einer sehr lang unbefestigten Straße, kamen wir zum Nationalparkzentrum, wo für uns auf einmal überraschend viele Leute waren. Nach mehreren Stunden Schotterpiste lernten wir die Funktion unseres Navis kennen, die anzeigt, welche Teile des Weges unbefestigt sind. Die Piste, über die wir fuhren, war im Bau und wir fuhren teils neben den Baumaschinen über die Baustelle. Teilweise wurden wir von extra Shuttles, die zwischen den Ampeln pendelten, begleitet, weil ein Fahren sonst nicht möglich war. Die vielen Menschen waren dann nach der Zeit in den doch recht weitläufigen und dünn besuchten Bereichen Norwegens zunächst gewöhnungsbedürftig. Im Nationalpark erfuhren wir die vermutlichen Gründe für die vielen Besucher – hier steht der wohl älteste Baum der Welt und es fällt ein sehr beeindruckenderer Wasserfall.
Am Donnerstag ging es nach einem ausgiebigen Frühstück mit Milchreis ohne Milch an unserem Übernachtungsplatz an einem Fluss am Rande des Nationalparks zunächst in einen kleinen Ort zum Einkaufen und zur Besichtigung einer alten Kirche. Die Preise, auch insbesondere für Diesel und die Verfügbarkeit von Biolebensmitteln sind in Schweden deutlich angenehmer. Gerade der Diesel scheint manchmal günstiger als daheim zu sein. Auf dem Weg zu unserem nächsten Stellplatz sahen wir endlich die ersten Elche auf unserer Reise. Die Warnschilder vor den Tieren hatten wir seit Wochen gesehen und nun entdeckten wir eine Elchkuh mit ihrem schon recht großen Kalb am Straßenrand und wie vermutet, wirkten sie auch aus dem Camper heraus schon echt groß.
Nach einer weiteren Nacht an einem der unzähligen Seen fuhren wir nach Nusnäs. Ähnlich wie im Erzgebirge wurden in der Vergangenheit dort die langen Wintertage genutzt, um aus regionalem Kiefernholz Holzpferde als Kinderspielzeug herzustellen. Die heute sogenannten Dalapferde, da sie in der Region Dalarna entstanden sind, sind heute weit bekannt und ein typisches Symbol für ganz Schweden. Wir hatten in dem kleinen Ort die Möglichkeit, in zwei Werkstätten zu schauen und ein Pferd ziert als Erinnerung demnächst auch unser Zuhause – aber natürlich nicht mehr als Spielzeug (dafür ist es zu schick und zu teuer). Die Zuarbeiter für die Firma, die wir besuchten, stellen die Figuren in Heimarbeit händisch her. Wir hatten Glück, denn die Malerin, die die Pferde in Julias Lieblingsmotiv gestaltete, war gerade vor Ort und wir sprachen kurz mit ihr. Später erzählen wir Aurelia gern, wie und wann dieses Pferd zu uns kam, wenn sie dies möchte, aber dann heißt es zunächst nur anschauen, nicht anfassen.
Nur eine Autostunde von Nusnäs entfernt, befindet sich die Stadt Falun. Der Name wird den wenigsten bekannt sein, aber das Exportprodukt der Stadt ist sehr bekannt: Falunrot bzw. auch Schwedenrot genannt. Als Abfallprodukt der dortigen Kupfermine ziert die Farbe unzählige schwedische Häuser und wohl die meisten von uns denken an rote Holzhäuser, wenn von Schweden die Rede ist. Dementsprechend waren wir neugierig die inzwischen stillgelegte Mine zu besuchen. Auch die Stadt hatte mit den roten Holzhäuser, die früher die Bergbaufamilien bewohnten, schöne Ecken und die riesige Kupfergrube, die ursprünglich gänzlich untertage war, dann aber in Teilen einstürzte, beeindruckend. Sie war im Hochmittelalter für schätzungsweise Zweidrittel des weltweit abgebauten Kupfers verantwortlich.
Unser Abendessen am Samstag gestalteten wir auch ganz schwedisch mit Hotdogs, wie sie viele vom heimischen Ikea kennen werden, und Zimtschnecken zum Nachtisch. Am Sonntag blieben wir noch eine Weile an unserem Stellplatz, Julia ging im doch kalten See baden (die Nachttemperaturen betragen meist nur um 12 Grad Celsius), bevor es zum nächsten See zum Übernachten ging. Dort fand Phillip keine Heidelbeeren aber dafür Himbeeren und Preiselbeeren zum Nachtisch. Das Pflücken erforderte einige Kniebeuge, da er ein schlafendes Kind vor die Brust geschnallt hatte und die langsamen Bewegungen, die zur Aufrechterhaltung des Schlafes notwendig waren, wurden von den ortsansässigen Mücken dankend aufgenommen.















