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Schweden
7/12/20255 min read


Unseren Stellplatz am Campingplatz südlich von Kopenhagen verlängerten wir nach der ersten Nacht gleich um eine weitere zu der bereits geplanten zweiten Nacht. Dort war es ruhig und es gab fast nur ein paar wenige Dauercamper. Eigentlich wollten wir vor allem entspannen und nur etwas Camperarbeit machen. Aber Wäschewaschen, Wassertankreinigen und Aurelia baden, hat doch wieder mehr Zeit in Anspruch genommen, als wir gedacht hatten. Oft fragen wir uns am frühen Nachmittag, wo die Zeit schon wieder hin ist. Wir waren jedoch jeden Tag spätestens am Nachmittag am Meer.
Für den Mittwoch war es, zwar nicht so sehr wie in Deutschland, aber auch im Osten Dänemarks mit 28 bis 30 Grad, sehr heiß angesagt. Daher wollten wir am kühlen Meer bleiben und fuhren nur 11 min vom Campingplatz nach Norden zum Stevens Leuchtturm an der Steilküste. Die Temperaturen waren mit 26 Grad Celsius angenehm angesagt, aber ab dem Abend drohten Gewitter mit entsprechender Wetterwarnung. Da wir dort frei auf einem Feld standen und wir mit unserer Solaranlage auf dem Dach nicht sicher sind, ob der Faradaysche Käfig komplett funktioniert, entschieden wir uns, doch weiter nach Norden zu fahren und einen urbaneren Stellplatz zu finden. Leider waren wir beim ersten Ziel, einem Stellplatz, der zu einem Jachthafen gehörte, sehr überrascht, dass es trotz Meernähe besonders warm war und aufgrund des Strandes sehr voll und dank einer Baustelle auch noch sehr laut. Insgesamt kann der an dem wir waren nur als hässlich beschrieben werden. Also ging die Fahrt weiter - wir waren langsam genervt, da es schon späterer Nachmittag war und Aurelia auch keine Lust mehr auf die Babyschale hatte, was sie auch kundgab. Aber es half nichts. An der Landstraße fanden wir dann einen großen Parkplatz, der in Ordnung schien. Damit richteten wir uns schnell ein und Phillip kochte Abendessen. Es wirkte gemütlich und mit dem einsetzenden Regen und Gewitter kühlten sich Luft und Auto zumindest etwas ab. Der erste Blitz, der gleich ziemlich in der Nähe einschlug, trug jedoch nicht gerade zur Erheiterung bei. Als wir gerade bettfertig waren und uns entsprechend hinlegen wollten, schaute Phillip beim Zähneputzen aus dem Fenster und sah wie ein Mann mit einem wirklich riesigen Sack aus dem Wald hinter dem Parkplatz kam und schnell in ein Handwerkerauto, welches bereits mehrere Minuten mit laufendem Motor neben uns stand, stieg. Als der Mann Phillip erblickte, schaute dieser sehr ertappt. Das Auto fuhr mit Mann und Sack im Laderaum direkt schnell los. Die Situation war uns überhaupt nicht geheuer und wir beschlossen, den Parkplatz zu verlassen. Da wir schon nah an Kopenhagen befanden, existierte kein weiterer passender Stellplatz für uns und wir fuhren damit noch am Abend über die Öresundbrücke nach Schweden, was auch beim zweiten Mal für uns beeindruckend war, Aurelia aber verschlief. (Tipp: Die Brücke vorher immer online bezahlen. Das spart Geld.) Für diese Fahrt motivierte uns zusätzlich, dass für unser Ziel Lund keine Gewitter angesagt waren. Lund hatten wir schon auf unserer Hochzeitsreise 2021 besucht und in guter Erinnerung. Wir parkten auf einem Stellplatz in einem Viertel mit studentischen Wohnblöcken direkt an einem Park. Ruhig, mit angenehmen Regen und konnten in dieser friedlichen Situation endlich schlafen. Auch wenn Dänemark und insbesondere die Däninnen und Dänen wirklich klasse sind, so fiel uns nach diesem Tag der Abschied doch recht leicht und der Start in Schweden war umso schöner.
Unser Plan war, direkt in Schweden in Erfahrung zu bringen, wie das dortige Gesundheitssystem funktioniert. Aurelia braucht nämlich ihre regulären Impfungen. Wir liefen in Lund ziemlich schnell an einer entsprechenden Einrichtung vorbei, wo man Arzttermine für jedes Alter bekommt. Das Prinzip der niedergelassenen Ärzte existiert so in Schweden nur in Ausnahmen und man wendet sich zuerst an solche Gesundheitszentren, die wohl in der Regel auch einen Bereich für Kinder haben. Dort standen wir und trafen in der Praxis (Eine Rezeption konnten wir nicht finden. Später merkten wir, dass sie eine Etage darüber gewesen wäre.) auf die sehr nette Kinderärztin Charlotta, die sich unser direkt annahm. Ohne einen Termin lud sie uns direkt in das Behandlungszimmer ein und besprach mit uns unser Anliegen. Sie hatte einen Fall wie uns noch nicht, versprach aber sich zu erkundigen und sich dann noch am Tag bei uns zu melden. Wir sollten schon einmal eine schwedische Patientennummer für Aurelia an der Rezeption beantragen. Nachdem dies unproblematisch erledigt war, gingen wir in alten Erinnerungen schwelgend in das Café Broder Jakobs, bei dem wir schon 2021 waren und jetzt eben zu dritt. Nachdem Zimt- und Kardamomschnecken verzerrt waren, meldete sich schon die Ärztin Charlotta, dass wir in knapp zwei Stunden zur Impfung kommen können. Wir hatten, wie wir es von daheim kannten, damit gerechnet, erst in ein paar Wochen einen Termin zu bekommen. Vor Ort war es dann sehr angenehm. Die Ärztin sprach fließend Englisch, nahm sich Zeit für uns und vermaß Aurelia auch noch. Die Impfungen machte unsere Kleine wieder gut mit und weinte nur kurz. Als wir nach der Rechnung fragten, überraschte uns Charlotta, dass die Impfungen und ihre Leistung umsonst für uns sind. Wir erwähnten explizit, dass Aurelia privat versichert sei, aber sie winkte nur ab. (Zum Vergleich: Zu Hause haben wir für genau diese Impfungen beim ersten Mal rund 300 Euro bezahlt.)
Nachdem wir das Abenteuer Impfung im Ausland geschafft hatten, bummelten wir erleichtert den Rest des Tages durch Lund. Auf unserem Heimweg werden wir hier wieder vorbeikommen, um Aurelia erneut impfen zu lassen.
Nachdem wir beide Nächte kostenlos in Lund geparkt hatten, wollten wir wieder ans Meer und fuhren am Donnerstag nördlich zu einem Campingplatz. Auf dem Weg besichtigten wir noch Helsingborg, welche uns gefiel und einige Besorgungen ermöglichte. Da warfen wir noch einen Blick auf Dänemark. Der Öresund ist zwischen dem dänischen Helsingør und dem schwedischen Helsingborg am engsten.
Den Samstag auf dem Campingplatz verbrachten wir wieder ruhig mit ausgiebigen Frühstücken, Wäschewaschen und jeder nahm sich die Zeit, um Sport zu machen. Phillip fand ein Outdoorgym im Wald und Julia packte ihre Sportmatte am menschenleeren Strand aus. (Genau in den Momenten hat es auch, anders als am Rest des Tages, nicht geregnet.)
Auch am Sonntagvormittag war es eher nass, sodass wir dies nutzen um eine längere Strecke nach Norden bis zu den Schären nördlich von Göteborg zu fahren, welche wir 2021 nicht schaffen konnten. Die Schären sind Inseln, oft aus nacktem oder spärlich bewachsenem Stein, die in kleinerer Zahl oder als Archipele aus dem Meer ragen. Wir fanden einen ruhigen Parkplatz direkt am Meer mit Blick auf die Schären. Nach einem kleinen Spaziergang erst am Meer entlang und dann durch einen Wald, in dem wir immer wieder stehen blieben, um Blaubeeren am Wegesrand zu naschen, kauften wir noch bei einer regionalen Räucherei ein sehr großes Stück Lachs für unser dadurch recht dekadentes Abendessen. Anschließend schauten wir noch der Sonne zu, wie sie im Westen im Meer verschwand.











