Über das Entdecken des deutschen Nordens

nach Süden Richtung Heimat

9/15/20253 min read

Am Montag fuhren wir noch einmal spontan an die Nordseeküste nach Büsum. Auf dem Weg hielten wir noch an einem Biohof, um Aurelia ihre erste Möhre zu kaufen. Endlich, nach mehr als zwei Monaten, gab es wieder viele Bio-Lebensmittel und vor allem an einem Verkaufsort nur Bio-Lebensmittel, sodass wir diese nicht erst suchen mussten. Über die Nacht standen wir auf einem Privatgelände mit Marmeladenverkauf. Im Gegensatz zu den Marmeladen, die wir kaufen sollten (Prinzip von Landvergnügen) und die leider, wie sich später herausstellte, nicht besonders schmeckten, schenkte uns der Gastgeber noch abgelaufene Lebensmittel, die er via Foodsharing bei einem Supermarkt abgeholt hatte.

Am nächsten Morgen ging es weiter zum Friedrichskoog, wo wir einen langen Deichspaziergang mit der Nordsee in der Ferne machten. Aber für Aurelia war es ein besonderer Tag (auch wenn sie sich daran nicht erinnern wird), da es die erste 'feste Nahrung ihres Lebens gab - Möhrenbrei. Sie fand es etwas komisch und verzog zunächst sehr das Gesicht. Jedoch schon in den nächsten Tagen hat sie Stück für Stück mehr verstanden, wie das mit dem Löffel und Herunterschlucken funktioniert und seitdem isst sie ihre Portion immer auf. Der Stellplatz war ein kostenlos verfügbarer Ort der Gemeinde, der extra für Wohnmobile zur Verfügung gestellt wurde. Sogar die Toilette einer nahen Gastwirtschaft wurde extra dafür geöffnet, denn eigentlich befand sich der Stellplatz einige Kilometer weiter an einem Ort, an dem momentan gebaut wird.

Am Mittwoch waren wir natürlich noch nicht zu Hause, aber blickten dennoch schon auf die Elbe und erklärten Aurelia, dass ein guter Teil des Wassers, welches breit vor uns floss, auch schon bei uns daheim war. Mit einem langen Spaziergang am Elbdeich mit entsprechend viel Schafskot an den Schuhen genossen wir den Weitblick über die flache Landschaft. Es fühlte sich immer noch etwas nach Meer an. Die Nacht verbrachten wir wieder auf einem Biolandhof und sprachen mit dem Vater des aktuellen Betreibers. Er berichtete, dass er ursprünglich Pferde züchtete, die nächste Generation aber auf Rinder umstieg. Einen Teil seiner Leidenschaft hatte er sich aber erhalten und so ging er jeden Morgen auf zwei Krücken gestützt über die Weide, um nach seinen Pferden zu sehen. Am Donnerstag fuhren wir in das charmante nahe Glückstadt, wo wir am Elbdeich auch übernachten konnten und beim Spaziergang schon auf die Elbfähre und immer wieder auch auf riesige Frachtschiffe schauten.

Am nächsten Tag fuhren wir mit eben jener Fähre über die Elbe und Julia freute sich, dass sie wieder auf dem Wasser sein konnte. Am Nachmittag waren wir am nächsten Hof angekommen, der einer der besten auf unserer Reise war. Der Hof wird extensiv bewirtschaftet und die, verglichen mit modernen Plantagen großen Bäume ziehen sich durch die Marsch, was gerade am Abend sehr romantisch wirkte. Wir durften durch deren Obstbäume im alten Land wandern und dabei auch Bio-Äpfel sowie Birnen pflücken.

Das Wochenende war dem alten Land gewidmet – eine Gegend, die Julia schon länger sehen wollte. Deutschlands ertragreichste Apfelanbauregion zeigte sich mit langen Reihen von Obstbäumen, die schwer an knallroten Äpfeln trugen. Der Nachteil dieser von Eindeichung und Landwirtschaft geprägten Region ist der Mangel an Schatten, sodass wir die heißen Tage dann eher urban verbrachten und beim nächsten Besuch eher den Frühling mit der Apfelblüte anvisieren. Wir besichtigten Stade und fanden am alten Hafen in einem recht pulsierenden Stadtzentrum ein Lokal mit veganem Kuchen ohne Soja, und aßen diesen direkt an der alten Kaimauer. Wir unternahmen kleine Ausflüge in das alte Land und übernachteten am Sonntag an einem Hofcafé. Die dichtere Besiedlung, insbesondere im Vergleich zu Norwegen, ermöglichte mehr abendliche Spaziergänge, die Phillip mit Aurelia zur Herbeiführung des Schlafes unternehmen konnte.