Von Insel zu Insel
Ziel Öland erreicht.
8/29/20254 min read


Am Montag fuhren wir ein längeres Stück, um weiter in den Süden zu gelangen. Seit wir mit Aurelia unterwegs sind, hat sich das Verhältnis zu dem, was wir als „lange Strecken“ bezeichnen, deutlich geändert. Früher hätten wir davon bei mindestens vier Fahrstunden und mehr gesprochen. Jetzt reichen schon zwei Stunden für diese Bezeichnung - die Einheit für ein andauerndes Schläfchen in der Babyschale. Den Platz, den wir uns als Ziel herausgesucht hatten, stellte sich jedoch als ungeeignet heraus. Nicht nur war das Camping verboten, der ganze Ort war wegen der Gefahr von fallen Bäumen gesperrt. Nach diesen zwei Ausschlusskriterien teilte uns Aurelia mit, dass für sie die „lange Strecke“ so allmählich erreicht sei und wir suchten uns eine bestenfalls als zweckmäßig zu beschreibende Stelle im Wald an einer kleinen Straße, die ihren Zweck hinsichtlich der ruhigen Nacht aber erfüllte.
Am Dienstag erreichten wir wieder die Ostsee. Auf der Insel Oknö konnten wir ruhig übernachten. Direkt neben Oknö liegt jedoch noch die Insel (und erneut Naturschutzgebiet) Ramsö, die wir in einen schönen Abendspaziergang umrundeten. Wir trafen deutlich mehr Schafe als Menschen und konnten Bäume, Küste, Meer, Farne und Flechten zum Klang der Brandung genießen. Der darauffolgende Spaziergang durch Oknö war weniger romantisch, denn die Insel ist etwas dichter mit Ferienhäusern bebaut, doch diese sind natürlich dort, weil es eine schöne Gegend ist, die wir ebenfalls genießen konnten.
Schon seit dem Wochenende kommt bei Julia, und langsam auch bei Phillip, die Herbststimmung auf. Die Dauercamper auf dem Campingplatz packten zusammen, bauen ihre Vorzelte ab und wuchten die großen Kühlschränke in ihre Anhänger. Vor allem aber färben sich Farne, Sträucher und Bäume rot, gelb und braun und die Heidelbeersträucher tragen zu unserem Bedauern keine Früchte mehr.
Am Mittwoch ging es von einer Insel zu einer nächsten im Süden: Öland. Die Insel war schon lange einer der wenigen Fixpunkte, die wir auf unserer Reise anvisierten. Vor vier Jahren haben wir bereits den Süden der Insel erkundet und sie sowie ihre regionale Spezialität, die Kroppkakor, sind uns sehr positiv in Erinnerung geblieben. Daneben kann man im Süden der Insel keinen Stein werfen, ohne eine archäologische Ausgrabung zu treffen und die Landschaftsform auf der Insel, genannt Alvar, trägt zu dem etwas mythischen Eindruck, der sich insbesondere bei Phillip in der Erinnerung gehalten hat, bei. Ein Alvar ist ein quasi baumfreies und steppenartig wirkendes Biotop, auf welchem sich nur eine dünne Humusschicht auf einer Kalkbasis halten kann.
Die Nacht verbrachten wir mit einem wunderschönen Blick auf das Meer und das Festland auf einer kleinen Steilküste. Am Donnerstag gab es für Phillip, anstatt unserem üblichen Müslifrühstück, gleich drei Kroppkakor. Dies sind Kartoffelklöße, die traditionell mit Schweinefleisch und Zwiebeln gefüllt sind. Dazu gibt es flüssige süße Sahne und Preiselbeermarmelade. Eine verrückte, aber geniale Kombination, man kann sich jedoch vorstellen, wie dies den Magen schwer füllt – mit Glückseligkeit und Fett. Auch Julia hatte Glück und es gab eine leichte vegetarische Variante mit Pilzen und Zwiebeln gefüllt.
Auf der Suche nach einer Entsorgungsstation auf der Insel kamen wir zu einem kleinen Ort an der Ostküste der Insel. Das Notwendige konnten wir mit einem Einkauf in einer Fischräucherei verbinden und nach einem aufgrund des nassen Wetters kurzen Spaziergang aßen wir mit Blick auf das regenbogenüberspannte Meer eine sehr leckere geräucherte Makrele mit Brot. Letzteres ist in Schweden leider oft nicht so beeindruckend. Es ist immer weich, stets süß und erinnert an unser Körnertoastbrot. Auch wenn wir immer das Brot mit dem größten Vollkornanteil suchen, essen wir immer direkt das ganze Brot auf, um satt zu werden. Da es nur wenige Bäckereien gibt, erwerben wir das Brot meistens im Supermarkt. Julia freut sich daher sehr wieder auf Phillips Brot und er auf den Ofen.
Zum Übernachten fuhren wir noch weiter auf einen Parkplatz bei einer Burgruine aus dem ersten Jahrtausend nach der Zeitenwende. Diese besichtigen wir am nächsten Morgen und wanderten durch den herbstlichen Wald bis zu den Resten eines Dorfs aus eben jener Zeit. Wir waren nun eher wieder im Süden und insofern stellte sich der Norden der riesigen Insel (deutsche Standardvergleichseinheit: etwa halb so groß wie das Saarland) anders als der Süden dar. Hier fanden wir dichtere Besiedelung, unterschiedlichere Landschaften und weniger Ausgrabungen. Was beide Teile der Insel eint, ist die Vielzahl an Windmühlen, teils befinden sich vier Windmühlen innerhalb einer Sichtweise von wenigen hunderten Metern.
Nachmittags verließen wir die Insel und hielten in Kalmar - der Stadt auf dem Festland vor der Insel. Unser dortiger Stellplatz war besonders - auf der linken Seite war Industrie und Hafeninfrastruktur - also Plissee auf dieser Seite schließen. Aber auf der anderen Seite standen wir direkt an der Kaimauer und damit so nah wie noch nie am Meer. Aus den Fenstern sah man nur Meer und Öland.
Wie bereits vor vier Jahren, als wir in Kalmar von einem starken Gewitter überrascht wurden, blieben wir auch dieses Mal bei unserem Stadtspaziergang nicht trocken, begegneten dem aber ansprechend mit einem veganen Schokoeis.
Am Samstag fuhren wir nach einem größeren Einkauf in ein weiteres Naturreservat (dieses Wort häuft sich im Blog), in dem es einen Parkplatz speziell für Wohnmobile gibt, wo man auch zwei Nächte stehen darf. Normalerweise darf man mit dem mobilen Zuhause 24 Stunden auf einem Parkplatz in Schweden stehen. Dort angekommen, waren schon einige Wohnwagen vor Ort, aber wir fanden noch einen Platz und nach dem Abendessen - auch auf Reisen häufiger Kartoffeln und Quark mit Leberwurst, wobei wir eine vegane Alternative zum Quark nutzen - begaben wir uns auf einen Abendspaziergang, bei dem Phillip seine Sorge vor Kühen auf dem Weg überwinden musste. Das schlafende Baby, das er an der Brust hatte, trug nicht gerade zur Verringerung des Herzschlages bei. Das Naturreservat liegt auf einer Insel in der Ostsee und um dort laufen zu können, muss man viel auf Kuhweiden unterwegs sein. Die Kühe waren zwar sehr nah, aber zeigten kein gesteigertes Interesse an uns, sind aus der Nähe aber nicht gerade klein, wie Phillip noch anmerken möchte.
Am Sonntag unternahmen wir noch eine Wanderung in dem Gebiet, wobei die Streckenlänge nicht äquivalent zu der Zeit war, die wir unterwegs waren, denn es gab am Wegesrand reichlich Brombeeren zu pflücken - eine gute Alternative zu den bisherigen Heidelbeeren, die es jetzt nicht mehr gibt. So hatten wir als Nachtisch zu unseren schwedischen Hotdogs noch Brombeeren in unserem Vanillejoghurt. Am Abend war der Parkplatz auch leerer und wir kamen mit einer Familie, die mit ihrem 18monatigen Sohn unterwegs ist, ins Gespräch und konnten uns gleich ein paar Tipps für die kommende Zeit mitnehmen bzw. geben.







