Zum ersten Mal in Norwegen
ein Land ganz neu entdecken
7/21/20255 min read


Norwegen ist das erste Land auf unserer Reise, welches wir noch gar nicht kennen. Umso gespannter waren wir, es zu entdecken ohne uns vorher, bis auf die üblichen Kosten und ob auch Roaming funktioniert (das tut es glücklicherweise), zu informieren. Gerade diese Art des Reisens, also ohne ganz detaillierte Planungen und mit der Freiheit weiterzufahren oder zu bleiben, wannimmer es für uns passt, ist es, was wir uns für diese Reise erhofft haben. So viel zeitliche Ungebundenheit wird es so bald nicht wieder geben und daher genießen wir es, auch wenn manchmal die Suche nach einem Stellplatz auch anstrengend sein kann.
Am Montag, den 14. Juli, wollten wir eine etwas längere Strecke hinter uns bringen und fuhren weiter in den Norden. Wir hatten kurz überlegt, Oslo zu besuchen, aber eine Großstadt mit Camper und Baby erschien uns doch zu anstrengend. So umfuhren wir Oslo südlich durch eine Vielzahl von Tunneln hindurch (schon nach einer Woche können wir nicht mehr sagen, wie viele Tunnel, auch von jeweils mehreren Kilometern Länge, wir passiert haben). Am beeindruckendsten war der Oslofordtunneln, der 7,23 Kilometer unter dem Fjord entlangführt.
Der erste Einkauf am Nachmittag in Norwegen war nicht so ein Schock, wie wir befürchtet hatten. Die Preise sind nochmal höher als in Schweden, aber nicht so sehr (Vielleicht auch weil wir schon Schweden gewohnt sind.) und es gab auch Bioprodukte, sogar etwas frisches Obst und Gemüse. Der Lachs war obendrein billiger, sodass wir gleich ein geräuchertes Exemplar (also einen Teil eines Exemplars) zum Abendessen kauften.
Am Dienstag mussten wir erst einmal unseren Tank füllen und auch der Diesel war mit umgerechnet 1,55 € für uns in Ordnung. In den nächsten Tagen bemerkten wir, dass wir anscheinend einen günstigen Zeitpunkt erwischt hatten, da die Preise in den nächsten Tagen recht deutlich stiegen. Wir fuhren an diesem Tag ein gutes Stück nach Westen und wir waren überrascht, wie bergig die Landschaft bereits hier ist. Wir kamen durch viele Täler, meistens an Flüssen und Seen entlang und genossen bei einer Geschwindigkeit von maximal erlaubten 80 km/h die beeindruckende Landschaft. Die Nacht verbrachten wir nahe eines Wehres, bei dem Phillip auch gleich wieder baden ging. Die örtliche Kommune hatte an dieser Badestelle einen kostenlosen Wohnmobilplatz eingerichtet, an dem man auch die notwendigen Ver- und Entsorgungen kostenlos durchführen konnte. Das war ein willkommener Service und wir fühlten uns insgesamt willkommen in Norwegen. Die nächsten Tage fuhren wir immer auf der Europastraße 134 entlang. Da sie meistens durch ein enges Tal führt, waren die Übernachtungsmöglichkeiten begrenzt. Eine Nacht verbrachten wir daher direkt an der Straße auf einem LKW-Stellplatz. Der Platz war weder schön noch leise aber zumindest gab eine warme Dusche umsonst und eine Entleerung des Grauwassertanks sowie der Toilette war auch möglich. Am nächsten Tag wollten wir der E134 eigentlich weiterfolgen, jedoch waren Gewitter angezeigt und vor uns waren nur Stellplätze absehbar, auf denen man sehr frei im gebirgigen Gelände würde stehen können. Wir waren inzwischen schon höher als Berchtesgaden und so entschieden wir uns für einen kurzen Abstecher nach Süden. Mit teils 12% Steigung ging es durch eine tolle Landschaft, genauer gesagt ein Hochplateau, gelangten wir in den Wintersportort Hovden. Der Ort hielt ein kostenloses Museum für uns bereit. Untermalt mit Musik und sich verändernden Lichtstimmungen wurde vom Band die Herstellung von Eisen in der Wikingerzeit geschildert. Unseren Spaziergang mit Erklärtafeln zum Thema entlang des Ortes mussten wir aufgrund des einsetzenden Regens abbrechen, aber es gab glücklicherweise nur Regen und Donner, aber keine Blitze.
Am nächsten Tag war es wieder heiß mit über 25 Grad Celsius, obwohl wir uns auf über 800 m befanden. Den Donnerstag entschieden wir uns für eine kleine Wanderung, die laut Ausschilderung auch mit dem Kinderwagen möglich sein sollte und damit Aurelia bei den Temperaturen nicht noch zusätzlich in der Trage schwitzen muss, wollten wir die kleine Wanderung unternehmen. Nach der Beschreibung erwarteten wir einen mäßig ansteckenden asphaltierten oder fein geschotterterten Weg. Wir fanden jedoch einen steilen Anstieg mit über erneut über 12% Steigung aus einer Mischung von grobem Schotter, Steinen und Gras vor, sodass die kleine Wanderung in der prallen Sonne doch anstrengender war als gedacht, aber wir haben den Gipfel natürlich trotzdem erklommen und wurden mit einer sehr schönen Sicht belohnt. Der Winkel, den man beim Schieben des Kinderwagens bei einer derartigen Steigung zum Untergrund hin annimmt, kannten wir aus Dresden, wenn wir die Fahrräder die Leitenwege zu Weißen Hirsch hinaufschoben.
Für die Nacht zum 18. Juli fuhren wir wieder zurück auf die E134 und bevor wir an unserem geplanten Stellplatz ankamen, sahen wir bereits einen großen terrassenartigen Platz mit mehreren Campern. Die Aussicht auf das Bergpanorama war grandios und so blieben wir für die Nacht gleich dort. Da wir trotz naher Straße geschützt von einem Hügel sehr ruhig schlafen konnten, wollten wir gern dort noch einen Tag entspannen und eine weitere Nacht verbringen. Leider waren wieder Gewitter angesagt und wir standen neben einem Strommast und einer Wetterstation. So machten wir den Camper abfahrbereit und wollten losfahren, sobald sich bei der weiten Sicht Gewitterwolken ankündigten. Wir hatten jedoch Glück und es zog kein Gewitter auf. Jedoch zeigte das LED unserer Toilette an, dass selbige uns zur Leerung aufforderte. Da auf dem Schotterplatz nichts war, hieß also etwas zittern, dass es für die Nacht schon noch reicht. Vor dem Beginn unserer Reise hatten wir immer damit gerechnet, dass Wasser oder Strom uns im freien Stehen limitierten würde, aber wie wir und auch nach Gesprächen feststellen mussten, ist es die Toilettenkassette, die nach zirka drei Nächten voll ist. Unsere Batterien haben wir hingegen deutlich überdimensioniert, sodass wir fast nie unter 80% Ladung kommen.
Somit mussten wir am nächsten Tag erst einmal eine Entleerungsstation ansteuern, die es in Norwegen glücklicherweise immer wieder kostenlos am Straßenrand gibt. Bei der angesteuerten Entsorgungsstation hab es auch eine LKW-Waage, die einfach so befahren werden konnte. Wir nutzen die Gelegenheit und waren überrascht, dass die Waage für unseren Camper inklusive uns 3400 kg anzeigte. Wir hatten ehrlich gesagt 50-70kg weniger erwartet. (bestimmt hat Aurelia einfach schnell zugenommen. 😉) Wir haben damit zwar weiterhin eine mögliche Zuladung von 100kg, wissen aber, dass wir für die nächste Tour nicht allzuschwere Dinge einpacken dürfen.
Da wir nach der Entsorgungsstation auf unserem eigentlich geplanten Weg online keine geeignete Übernachtungsmöglichkeit in der Nähe finden könnten, planten wir einen kurzen Umweg und fuhren weiter auf der E134 gen Westen anstatt nach Norden. Zu unserem ursprünglich geplanten Parkplatz kamen wir nicht, da die Straße gesperrt war. Aber davor gab es an der kleinen Straße eine Parkbucht direkt am Bach mit Blick auf ein Bergmassiv. Dieses Mal traute sich auch Julia zum ersten Mal ins kühle Nass und mit leichtem Plätschern des Baches oder kleinen Bergflusses hatten wir eine ruhige Nacht.
Phillip entdeckte, dass noch ein Stück nach Westen einer der größten Wasserfälle Europas ist und so ging es immer noch nach Westen anstatt nach Norden. Der Wasserfall war wirklich sehr beeindruckend und da wir zeitig dort waren, auch noch schön leer. Phillip hatte es natürlich gereizt, den Berg entlang des Wasserfalles zu erklimmen, aber so etwas ist mit Aurelia gerade nicht möglich. Vom Wasserfall waren es jetzt keine zwei Stunden Autofahrt mehr an die Westküste, sodass wir uns am Sonntag entschieden doch, entgegen unserer ursprünglichen Überlegungen, die E134 ganz bis zum Ende nach Haugesund zu fahren.
Aufgrund des Wochentages war es in der Stadt sehr ruhig (bzw. ausgestorben), aber unser Parkplatz, erneut direkt am Wasser, nur dieses Mal am Fjord, bildete einen schönen Wochenausklang.







